Brühler Schießclub – das Schwarze in der Mitte im Visier

„Konzentration kann man trainieren“, erklärt Wolfgang Rivet. Als Vorsitzender des Brühler SC (BSC) 70 e.V. weiß er ganz genau, wo- rauf beim Schießsport zu achten ist. Ohne die Fähigkeit, alles um sich herum auszublenden und sich nur auf den Körper, die Pistole und das Ziel zu konzentrieren, gehe es nicht. „Voraussetzungen dafür sind vor allen Dingen Kraft, Ausdauer, Körperbeherrschung und Verantwortungsbewusstsein“, sagte er.

Es ärgert ihn sehr, dass der Schießsport zum Teil sehr in Verruf geraten ist. Denn mit Herumballern habe das, was am Schießstand mittwochabends beim Training an der Brühler Schießanlage auf der Bonnstraße passiere, nicht einmal im entferntesten Sinne zu tun. „Wir schießen mit Luftdruckpistolen und Luftdruckgewehren“, erklärt er. Vereinskollegen berichten, dass sie beim Schießtraining alles um sich herum vergessen, ja sogar die Atmung herunterfahren könnten, um im entscheidenden Moment abzudrücken und dann genau ins Schwarze der Scheibe – in den Mittelpunkt – zu treffen.

Ziel fängt an zu verschwimmen

Für Anfänger ist das zunächst jedoch alles andere als leicht. Mal eben so an den Schießstand zu treten und abdrücken geht nicht. Zu viel gilt es nämlich zu beachten. Dabei sind die Regeln klar: Die Pistole, rund ein Kilogramm schwer, mit einem Lauf von etwa 30 Zentimetern, muss mit ausgestreckter Hand gehalten werden. Dabei gilt es schräg zum Ziel mit leicht auseinander gestellten Beinen bei gerader Haltung locker zu stehen.

Das Ziel, der gerade einmal einen Zentimeter große Mittelpunkt der Scheibe, ist „nur“ zehn Meter entfernt. Just in dem Moment, in dem sich der Laie bemüht, das Ziel zwischen Kimme und Korn anzupeilen, scheint es sich in Bewegung zu setzen, bis es schließlich völlig zu verschwimmen beginnt. Wenn sich daraufhin dann noch die Atmung beschleunigt und der Puls zu rasen beginnt, verliert man das Ziel schließlich total aus den Augen. Gleichzeitig scheint die Pistole am ausgestreckten Arm im Sekundentakt an Gewicht zuzulegen.

Spätestens jetzt ist klar, was Clubvorsitzender Rivet meint, wenn er von Konzentration und körperlicher Fitness spricht. Schon ist der Laie geneigt, die Pistole einfach wegzulegen, um wenigstens die Arme kurz und kräftig ausschütteln zu können. „Halt“, sagt Rivet mit strenger und ernster Stimme. „Niemals darf eine geladene Waffe aus der Hand gelegt werden“, erklärt er. Die Munition, dass sind 0,5 Gramm schwere und 4,5 Millimeter große Projektile. „Sie ist nicht ungefährlich“, erklärt Rivet. Damit könnte man einem Menschen schon erhebliche Verletzungen zuführen.

Die Projektile werden für jeden Schuss einzeln in die Luftdruckwaffe gelegt. Mit Luftdruck, CO2 oder Pressluft wird das Projektil beim Schuss mit einer Geschwindigkeit von 170 bis 250 Meter in der Sekunde aus der Waffe Richtung Ziel getrieben.

Einzeln kommt die Munition auch ins Luftdruckgewehr. Mit den bis zu 5500 Gramm schweren Gewehren wird aufgelegt auf das Ziel geschossen – mit einem kleinen Unterschied. Statt einen Zentimeter ist das Zentrum, die Zehn in der Scheibe, jetzt nur noch einen halben Zentimeter groß. „Wir sind vom Ursprung her eigentlich ein Kurzwaffenverein“, erklärt Rivet. Um jedoch Senioren und Jugendlichen etwas anbieten zu können, habe man die Gewehre eingeführt. „Die Jugend schießt hier bei uns ausschließlich mit Gewehren“, erklärt der Vorsitzende.

Zwei Gründe haben den Vereinsvorstand dazu bewegt, sich auch bei der Aktion „Familiensportpass Brühl“ zu beteiligen. Die Stadt möchte dabei in Kooperation mit dem Stadtsportverband und den Sportvereinen eine Motivationshilfe geben, um Familien für den Sport zu begeistern. Der BSC 70 findet die Aktion gut. „Es ist zudem eine gute Möglichkeit, sich als Verein einmal vorzustellen, um vielleicht sogar neue Mitglieder zu gewinnen. Auf jeden Fall freut sich Rivet auf viele Familien.

Foto(s): Margret Klose