Nur eine Woche nach der Deutschen Meisterschaft (DM) der Vorderladerschützen reiste Patrick Meyer auf Einladung des Deutschen Schützenbundes e.V. (DSB) zur Europameisterschaft (EM) ins französische Châteauroux. Zu dieser hatte er sich durch die guten Ergebnisse bei der Rangliste in Wiesbaden qualifiziert. Seine Erlebnisse schildert er wie folgt:
Etwas überraschend aber dennoch deutlich hatte ich mich auf der Rangliste im April gegen die vor allem aus Bayern und Baden-Württemberg stammende Konkurrenz durchgesetzt. Deshalb bekam ich den Vorzug neben fünf Einzelwertungen auch in zwei Mannschaftswertungen starten zu dürfen. Meine Vorbereitung lief recht gut, da ich mit meinen Mannschaftskameraden des Brühler SC 70 e.V. (BSC 70) bereits gemeinsam für die DM eine Woche zuvor trainierte. Die Anreise mit einem Bus ab Wiesbaden begann etwas holprig, da wir das Gepäck samt Sportgeräten aller 24 Schützen erstmal in den viel zu kleinen Bus stapeln mussten. Die Stimmung unter den Schützen sowie den drei Betreuern war dennoch sehr gut. Während der EM unterhielt man sich angeregt, tauschte Erfahrungen aus und gönnte sich abends auch mal einen Barbesuch. Den Betreuern war es besonders wichtig, dass ein guter Zusammenhalt herrschte und sich niemand mit Sonderwünschen hervortat, was auch gut gelang.
Als wir Samstag am Schießstand ankamen, waren wir vom Ausmaß der Schießanlagen beeindruckt. Da nächstes Jahr dort die olympischen Schießwettbewerbe ausgetragen werden, befanden sich die Anlagen in einem guten Zustand. Nach der Waffenkontrolle am Sonntag begannen die Trainingseinheiten, wozu auch der Montag noch genutzt werden konnte. So konnte ich alle Sportwaffen nochmal unter Wettkampfbedingungen auf ihre Funktionstüchtigkeit testen.
Dienstag hatte ich meinen ersten Start mit einem originalen Perkussionsrevolver auf 25 m Distanz in der Disziplin „Colt“. Von einem kleinen technischen Problem geplagt, schaffte ich nur bescheidene 91 Ringe von 100 und belegte Platz 17 von 75. Doch ich war auch für die Mannschaftswertung gemeldet und siehe da, meine beiden Mannschaftskameraden Andreas Wimmer und Robert Zipperer schossen im Durchschnitt genauso viel wie ich, was in der Mannschaftswertung überraschenderweise für den zweiten Platz reichte, meine erste internationale Vorderlader-Medaille war gewonnen!
Auch einen Tag später mit der originalen Perkussionspistole auf 25 m Distanz in der Disziplin „Kuchenreuter O“ schaffte ich es nicht meine guten Ergebnisse auf der Rangliste bei der EM zu bestätigen. Trotz guten Beginns lief in der zweiten Hälfte nichts mehr, so dass ich mit 90 Ringen auf Platz 12 von 42 landete.
Den Mittwoch nutzte ich als Ruhetag, um mich wieder auf meine Stärken zu besinnen, denn am Donnerstag standen die Revolver-Wettbewerbe an, welche ich auf der Rangliste noch gegen die deutsche Konkurrenz gewonnen hatte. In der Disziplin „Mariette“ mit einem Replika-Perkussionsrevolver auf 25 m Distanz konnte ich mein Niveau auch deutlich steigern, aber leider hatte ich mehrere knappe Schüsse welche dann doch statt mit 10 nur mit 9 Ringen gewertet wurden. Meine 94 Ringen bedeuteten Platz 9 von 94, womit ich bereits unter den Bedingungen zufrieden war, da ich erstmals mit Vorderladerwaffen bei einem großen internationalen Turnier antrat und die Plätze 1 (96 Ringe) und 2 (95 Ringe) nicht weit entfernt lagen. In dieser Disziplin hatte ich auch meinen zweiten Mannschaftseinsatz. Gemeinsam mit Helmut Stubenrauch und Andreas Stock holten ich mit Silber meine zweite internationale Vorderlader-Medaille.
Am Nachmittag stand mit der Disziplin „Donald Malson“ noch ein weiterer Start an. Mit demselben Replika-Revolver vom Vormittag galt es statt auf 25 m nun auf 50 m Distanz zu schießen. Das gelang mir besonders gut, ich schoss 86 Ringe und wurde unter den 64 Startern Zweiter. Zwei Medaillen an einem Tag plus die Silbermedaille vom ersten Wettkampftag waren bereits mehr als ich mir bei meiner Premiere erhoffen konnte, aber es gab noch die Revolver-Kombiwertung namens „Remington“, wo beide Revolverergebnisse zusammengezählt werden und quasi der König der Revolver-Schützen ausgezeichnet wird. Durch die beiden guten Ergebnisse belegte ich dort Platz 2 von 64 und erhielt somit meine vierte Silbermedaille.
Meinen persönlichen Ausklang bei der EM hatte ich in der Disziplin „Cominazzo“ am Freitag. Dabei wird mit einer Replika-Steinschlosspistole mit einem glatten statt einem gezogenen Lauf auf 25 m Distanz geschossen. Mit einem glatten Lauf ohne Züge und Felder kommen öfter auch mal Ausreißer vor, weshalb ich mit meinen 85 Ringen zwar zufrieden war, mich aber mit Platz 22 von 52 begnügen musste. Zum offiziellen Ende der EM organisierten die französischen Gastgeber ein schönes Bankett in der nächstjährigen Finalhalle der olympischen Wettbewerbe, welches wir aber gegen Mitternacht verließen um unsere 11-stündige Busfahrt nach Hause anzutreten. Eine anstrengende aber durchaus erfolgreiche Woche die ich ebenso wenig vergessen werde wie die vielen neuen Sportfreunde.
Patrick Meyer
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